Gruppenausstellung | Undressed
15. Juli bis 5. September 2016Unter dem Titel „Undressed“ werden in der aktuellen Gruppenausstellung der JRGallery Arbeiten zum Thema „Akt“ präsentiert. Nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler werden sich in ihren Arbeiten mit der Darstellung des nackten menschlichen Körpers auseinandersetzen. Sowohl die JRGallery als auch die Künstlerinnen und Künstler begeben sich mit dieser Thematik auf ein sehr weitreichendes künstlerisches Terrain. Zu unterschiedlichen Zeiten hatten Kunstschaffende je unterschiedliche Intentionen den nackten Körper der Menschen darzustellen, zahlreiche künstlerische Techniken wurden erprobt, Möglichkeiten erkundet und Grenzen überschritten.
Der menschliche Akt als künstlerisches Thema reicht in der Geschichte der Kunst bis in die griechische Antike zurück. Hier hatte vor allem der kampflustige, athletische und sportliche nackte Körper des Mannes einen hohen Stellenwert. Wenngleich dies nur selten der Fall gewesen ist, so sind auch in der Kunst des Mittelalters Werke zu finden, in denen der nackte Körper für die Darstellung biblischer Themen und Szenarien eingesetzt wurde. In der Renaissance hingegen wurden Aktdarstellungen zu einem grundlegenden Darstellungsmittel der Künstler: Mit Rückgriff auf antike Vorbilder wurden neben christlichen Themen auch solche mythologischer Natur unter Einsatz nackter menschlicher Körper verbildlicht. Die Kunst Leonardo da Vincis und Albrecht Dürers ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass systematische Studien des menschlichen Körpers heute zum Kanon der Kunstgeschichte gezählt werden. Aktstudien und -zeichnungen wurden bald schon zu einem wichtigen Bestandteil der künstlerischen Ausbildung – das möglichst präzise und detaillierte Darstellen von Körpern in Bewegung, von Mimik und Gestik zeugte damals wie heute von einem außerordentlichen künstlerischen Talent. Interessant dabei ist, dass die lebenden Modelle nach denen gezeichnet und gemalt wurde, anfänglich primär männlich gewesen sind – auch dann, wenn weibliche Akte dargestellt wurden.
Seit dem 19. Jahrhundert etwa ist die Darstellung des nackten Körpers vollkommen frei von der Einschränkung religiöser und mythologischer Motive gewesen. Tabus und Grenzen wurden zunehmend aufgehoben und bald schon wurde vor allem das Darstellen des weiblichen Körpers zu einem beliebten Thema vieler Künstler: Pierre-Auguste Renoir, Pablo Picasso oder Egon Schiele sind nur einige unter ihnen. Neue künstlerische Techniken des 20. Jahrhunderts, wie die der Fotografie oder des Videos, aber auch das Auftreten der Aktionskunst boten den Kunstschaffenden vollkommen neue Möglichkeiten, sich mit dem realen nackten Körper auseinanderzusetzen: Sowohl ästhetische als auch moralische Grenzen wurden überschritten, viele Arbeiten stoßen oft auch auf Ablehnung und Kritik. Künstlerinnen wie etwa Lynda Benglis oder Ana Mendieta machten es sich zur Aufgabe, mit Hilfe ihres eigenen Körpers tradierten Vorstellungen von Weiblichkeit entgegen zu wirken, denn die Geschichte der Aktdarstellung ist gleichzeitig immer auch eine Geschichte menschlicher, vor allem weiblicher, Schönheitsideale.
Für die Gruppenausstellung „Undressed“ wurden Künstlerinnen und Künstler der JRGallery dazu angeregt, das Thema des Akts auf ihre ganz persönliche Art und Weise neu zu interpretieren. Einige unter ihnen haben das Thema der Ausstellung zum Anlass genommen, in ihrem künstlerischen Fundus nach Arbeiten zu suchen, in denen sie sich zum Teil bewusst, zum Teil auch unbewusst mit dem nackten Körper des Menschen auseinander gesetzt haben, während die JRGallery ihren eigenen Bestand an Kunstwerken auf das Thema hin überprüft hat und im Rahmen der Ausstellung wieder präsentieren wird.
Zu den ausgestellten Künstlerinnen und Künstlern gehören unter anderem:
Volker Führer (Mischtechnik auf Papier) • João Noutel (Lackarbeiten auf MDF) • Nuno Raminhos (Acryl auf Leinwand) • Torsten Schlüter (Papierarbeiten) • Klaus-Peter Vellguth (Papierarbeiten) • Nina Maron (Ölmalerei auf Leinwand) • Alois Späth (Rauminstallation) • Thomas Baumgärtel (Stencil auf Leinwand) • Harald Klemm (Öl und Acryl auf Leinwand) • Mari Kim (Ultrachrome auf Leinwand)
VERNISSAGE: 15. Juli, 18-21 Uhr
AUSSTELLUNGSLAUFZEIT: 16. Juli bis 5. September